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Mit seiner Kunst, die er selbst als E-Art bezeichnet, ist Holger Lippmann (*1960) sehr gefragt und In zahlreichen Ausstellungen vertreten. Der in Dresden und Stuttgart als Maler und Bildhauer ausgebildete KÞnstler entwickelt seine…
Mit seiner Kunst, die er selbst als E-Art bezeichnet, ist Holger Lippmann (*1960) sehr gefragt und In zahlreichen Ausstellungen vertreten. Der in Dresden und Stuttgart als Maler und Bildhauer ausgebildete KÞnstler entwickelt seine digitalen Zeichenprogramme selbst. Die Sujets reichen von gegenstÃĪndlichen Motiven wie Blumen Þber geometrische Figurenspiele bis hin zu Þberlagerten Matrixstrukturen. Obwohl im Wesen abstrakt zeigen sich Lippmanns Arbeiten stets an das GegenstÃĪndliche gebunden.
ÃBER DAS WERK
Multi-Phase (Lentikular) / Imaginal Disk
Ausgangspunkt seines auf Algorithmen beruhenden und an eine vibrierende Farbscheibe erinnerndes Lentikular-Werkes ist tatsÃĪchlich eine gewÃķhnlichen Farbtafel, die Holger Lippmann jedoch durch kreativen digitalen Prozess in kÞnstlerische Bewegung versetzt. Die Prozesssteuerung des Programms analysiert verschiedene Phasen des Farbkreises und bricht sie in rhythmische kleinere geometrische Strukturen auf. Durch die vielen kleinen Prismen auf der materiellen OberflÃĪche des Lenticular-Bildes entsteht je nach Blickwinkel ein neuartiges feinteiliges Farbbild, dessen wechselhafter Bildausdruck dem Werk insgesamt einen infiniten Charakter verleiht. Es wirkt, als rotiere die Farbscheibe um ihr eigenes verborgenes Imaginationszentrum.
Flow[R]Field
Durch das vertikal betonte schmale Format und die weiche Farbgebung deutlich an japanische Holzschnitte erinnernd, erÃķffnen die Bilder der Serie âFlow[R]Fieldâ einen neuartigen Wahrnehmungshorizont auf die DualitÃĪt von gegenstÃĪndlicher Form und digital-ÃĪsthetischer Abstraktion. Einerseits sehen wir in den Bildern auf virtuell blÞhende Blumenfelder, die ein kreativer Algorithmus in die BildflÃĪche gesÃĪt und feinsinnig aufgezogen hat. Anderseits erkennen wir in eben diesen kÞnstlichen BlÞten, StÃĪngeln und Feldfurchen stilistisch reduzierte reine geometrische Formen, Linien und Strukturen, deren vorgebliche KÃķrperlichkeit einem Maximum an Abstraktion zustreben. So sind die Flow[R]fields immer beides: Malerisch-generatives Abbild und digital-abstrahierendes Original.
Uncertain Layering
Wie kraftvolle Erdschichten tÞrmen sich die KÃĪmme der Farbsedimente zu eindringlichen Vibrationswellen im Bild auf. Ausgehend von dem berÞhmten Perlin-Noise-Algorithmus, fÞr den der Erfinder und Tron-Animateur Ken Perlin einst einen Oskar erhielt, generiert Holger Lippmann Farblandschaften in auÃergewÃķhnlicher und psychedelisch-experimentell anmutender Textur. Diese rhythmische Farbexplosion erinnert an die pulsierenden Effekte der Op-Art, wobei die iterativen Verzerrungen ÃĪuÃerst harmonisch wirken. RÃĪumliche WÃķlbungen, fein linierte VerjÞngungen und Þbereinander gestapelte, massierte Farbfalten erzeugen dabei eine je fÞr sich stehende, in ihrer Kolorierung ÃĪuÃerst aktive und sinnlich betÃķrende Abstraktionslandschaft.
Rose Cherry
SchÃķnheit, Aufbruch und VergÃĪnglichkeit: Das alles verkÃķrpern KirschblÞten in der japanischen Kultur. Ihre starke Symbolkraft kommt in Holger Lippmanns digitalisierten Werken deutlich zum Ausdruck. Von zartem Rosa bis hin zu sattem Rot inszeniert Lippmann das Meer aus KirschblÞten als Farbrausch. So feiert er mit seinen Bildern ein eigenes Hanami.
Und wie das traditionelle japanische KirschblÞtenfest selbst lÃķsen auch Holger Lippmanns Werke frÃķhliche und zugleich wehmÞtige Emotionen aus. Der DigitalkÞnstler interpretiert die KirschblÞten stilistisch und zeichnerisch neu, wobei der ausgebildete Maler den realen Zeichenstift durch eigene Computerzeichenprogramme ersetzt hat.
Recursive Trees
In seiner Werkreihe âRecursive Treesâ fÃĪngt Holger Lippmann mit digitalen Mitteln den Zauber blÞhender KirschbÃĪume ein. Im Gegensatz zu âRose Cherryâ wirkt die BlÞtenpracht hier nicht filigran und verspielt, sondern kraftvoll. Die Ãste bringen Struktur und Schwere in die Bilder. Die auÃergewÃķhnlichen Kompositionen in Lippmanns Arbeiten zitieren traditionelle, japanische Malereien und zeigen eindrÞcklich, wie mitreiÃend und emotional Japan sich wÃĪhrend der KirschblÞtenzeit prÃĪsentiert.
Language of Landscape
Angeblich hat der Mensch schon vor 400.000 Jahren Mosaike erschaffen. Als einer der fortschrittlichsten DigitalkÞnstler unserer Zeit weià Holger Lippmann die Technik auf ganz besondere Art einzusetzen. Er kreiert in seiner Reihe âLanguage of Landscapeâ sehr moderne Meisterwerke mit musivische Landschaften, die erst aus der Distanz als TÃĪler, HÞgel und DÃķrfer zu erkennen sind. Dabei bleibt mehr als offensichtlich, dass der Ursprung seines Schaffens der Computer ist.
Die eckigen Motivbausteine erinnern an Pixel, farbige Punkte, die rasterfÃķrmig angeordnet werden. Mit ihrer Hilfe kreiert Lippmann ÃĪsthetische Welten, die abstrakt und doch vollkommen lebendig wirken. Seine Werke platzieren sich zwischen kunstvoller Verfremdung und realem Abbild, zwischen alten Werten und modernen Perspektiven.
La ForÊt
Dieser Wald gibt spannende RÃĪtsel auf. Die BÃĪume, die als solche deutlich zu erkennen sind, haben mit der RealitÃĪt nicht mehr viel gemein. Sie verweisen auf eine perfektionierte Zukunft, die wir uns noch gar nicht vorstellen kÃķnnen. Irgendwo zwischen Natur und digitaler Wirklichkeit siedelt Holger Lippmann in âLa ForÊtâ seine Motive an.
Die futuristischen StÃĪmme, die irritierenden Farben, das mystische Licht, die starken Schatten und die floralen Muster bilden zusammen eine ungewÃķhnliche Komposition. Die Werkreihe âLa ForÊtâ lÃķst ganz unterschiedliche GefÞhle in uns aus: Faszination, Neugier und zugleich eine leichte Furcht vor dem Unbekannten. Vertrautes erscheint verfremdet, Fremdes vertraut. Es scheint fast unmÃķglich, sich dieser Vision von einer anderen Welt zu entziehen.
Crimson and Scarlet
Die BlÞtenwelten aus Holger Lippmanns Werkreihe âCrimson and Scarletâ wirken aus der Distanz betrachtet wie ein digitales Naturschauspiel. Bei genauerem Hinsehen offenbaren sich feine Details: Geschwungene Zweige ziehen sich wie lebensspendende Ãderchen durch das ganze Kunstwerk, dazwischen sprieÃen opulente BlÞten in Karmin und Scharlachrot vor einem Hintergrund in zartem Mauve hervor. Obgleich man schon Þber das Zusammenspiel der Farben staunt, gibt es eine weitere Ebene zu entdecken, denn Lippmann umrundet mit seinem virtuellen Zeichenstift jedes einzelne BlÞtenblatt. Die BlÞten im Vordergrund sind mit Rahmungen in krÃĪftigen WeiÃ- und RottÃķnen veredelt, dazwischen leuchten vereinzelt BlÃĪttchen in kontrastierenden Nuancen wie Himmelblau, TÞrkis oder NeongrÞn. Die Farbakzente im Hintergrund lÃĪsst der KÞnstler sanft und leise abklingen.
âMeine Werke entstehen durch Improvisation, ÃĪhnlich wie in der Musik.â
Holger Lippmann
ARBEITSWEISE
Digitale Malerei oder Computer-aided Painiting
Sobald der ausgebildete Maler Holger Lippmann den Stift in die Hand nimmt, merkt er, dass ihm etwas fehlt: Die FÞlle an MÃķglichkeiten, die sein Computerprogramm innerhalb kÞrzester Zeit mit ihm durchspielt. Und wenn er dabei nicht die Idee findet, die ihn weiterbringt, kann Holger Lippmann spielend zum Ausgangspunkt zurÞckkehren. Ein kreativer Luxus, den er selbst geschaffen hat.
Die Computerzeichenprogramme hat Holger Lippmann eigens fÞr seine Arbeiten entwickelt. Mit ihnen komponiert er filigrane Strukturen und abstrakt-geometrische Muster, die er Þberlagern und variieren kann. Die bei LUMAS gezeigten Arbeiten basieren auf einem speziellen Programm. Darin hat der DigitalkÞnstler eine Vielzahl von Parametern festgelegt, die die Streuung von geometrischen Elementen. Lippmann fÞhrt dann verschiedene solcher Kompositionen zu neuen Werken zusammen. âMein innerer Prozess ist der gleiche wie zu den Zeiten, als ich noch mit Farbe und Leinwand gearbeitet habeâ, meint Holger Lippmann. âDeshalb nenne ich meine heutige Arbeit gerne auch digitale Malerei oder Computer-aided Painting.â
NFT in a Box
Holger Lippmanns digitale Kunstwerke in Bewegung zu sehen, erÃķffnet ganz neue Dimensionen. Zur an sich bereits variationsreichen und graphisch feinteiligen Textur kommen nun dynamische Wellenbewegungen, plÃķtzliche Farbwechsel und feinsinnige geometrische Modulationen hinzu, die den Werken eine ganz neue und unerwartete Anmutung in Zeit und Raum verleihen. Es ist, als wÞrden die GemÃĪlde von einem Fingertipp ins Leben gerufen werden und folgten nun einem geheimen logarithmischen Bewusstsein, das wiederum von einer generativen pulsierenden Turbine angetrieben wirkt.
Entfernte Ãhnlichkeiten zur Gegenstandwelt tun sich auf: In einem Werk Ãķffnet sich die grÞne Weite einer abstrakt lÃĪndlichen Maschinen- und Rotationsprosa. In einem anderen wiederum betrachten wir die Rotationen eines abstrakt-melodischen Farbklaviers. Auch ein drittes Werk Þberwindet die reine Abstraktion und mÞndet in figurative Assoziationen. So sehen wir das unentwegte StrÃķmen eines feingliedrigen Liniensystems, dessen wechselnden Farbkontraste die Paletten impressionistischer Malerei nachempfinden zu sein scheinen. Das Besondere an all diesen nun bewegten Bildern ist, dass sie im Vergleich zu ihren wohl angeordneten statischen VorgÃĪngern ein dynamisches Element entwickeln, das wie ein frischer Wind durch die geometrischen Texturen fegt und Schwung in die alte Ordnung bringt.
Stephan Reisner
VITA
1960
geboren in Mittweida
1985-90
Studium der Bildhauerei an der Kunst-Akademie Dresden; Diplomabschluss
1990-92
2 Jahre MeisterschÞler bei Prof. Klaus Schwabe, Kunst-Akademie Dresden
1991
Stipendium des Landes Baden-WÞrttemberg, Studium an der Kunst Akademie Stuttgart
Stipendium des Institut des Hautes Etudes en Arts Plastiques, Paris bei Pontus Hulten, Daniel Buren, Sarkis u.a.; einjÃĪhriger Aufenthalt in Paris
1992
Praktikum am Institut of Technology, New York / Computer Art
zweijÃĪhriger Aufenthalt in Brooklyn, New York
1997-98
Multimedia Ausbildung am CIMdata Institut, Berlin
lebt und arbeitet in Wandlitz
Ausstellungen
Einzelausstellungen
2011
Poetic justice & digital rights, Galerie Wolkenbank, Rostock, Deutschland
2009
Algebra Azalea Studio Schauplatz Second Life
2008
Take These Flowers, Galerie Kasten, projectspace 4, Mannheim, Deutschland
2007
Matter of substraction, media ruimte bruxelles, BrÞssel, Belgien
Meta Refresh, DAM Berlin, Deutschland
2005
Run into flowers, DAM Berlin, Deutschland
2004
Minimal garden, DAM Berlin, Deutschland
2003
In images we trust, Galerie Silberblau, Berlin, Deutschland
2001
Digitale Tapeten, Art Forum, Berlin, Deutschland
1999
Neo geometrische Kunst, Art Basel Media Art, Galerie Gebr. Lehmann, Basel, Schweiz
1993
Sentimentalismo, Galerie Gebr. Lehmann, Dresden, Deutschland
GrÞà Gott, Galerie Ingrid Haar, MÃķnchengladbach, Deutschland
1992
Fern - Seh - Raum, Galerie Autogen, Dresden, Deutschland
Mathematik und Melancholie, Galerie Ingrid Haar, MÃķnchengladbach, Deutschland
1991
Sans Titre, Galerie Gebr. Lehmann, Dresden, Deutschland
1989
B.S.I.G, Galerie Gebr. Lehmann, Dresden, Deutschland