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Ãber Christiane ZschommlerDie groÃformatigen Werke von Christiane Zschommler wirken auf den ersten Blick wie eine Abbildung der RealitÃĪt, doch bei genauerem Hinsehen erkennt der Betrachter ihre Mehrteiligkeit: Einige Ãste verschwinden zwischen den einzelnen…HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Die groÃformatigen Werke von Christiane Zschommler wirken auf den ersten Blick wie eine Abbildung der RealitÃĪt, doch bei genauerem Hinsehen erkennt der Betrachter ihre Mehrteiligkeit: Einige Ãste verschwinden zwischen den einzelnen Arrangements oder wachsen an leicht versetzter Stelle weiter ins Baumkronengeflecht hinein. Zschommler zeigt dem Betrachter ihre ganz eigene Sichtweise auf die Natur.
Damit ihre mehrteiligen Baumlandschaften einheitliche Licht- und Farbnuancen aufweisen, fotografiert sie alle Einzelwerke am gleichen Tag. Zschommler erschafft die perfekte Illusion, indem sie mit Perspektiven, Proportionen und Aufnahmedistanzen spielt. Die KÞnstlerin, die im lÃĪndlichen SÞden Englands lebt, fÞhlt sich von den stillen WÃĪldern und ihrer Geruhsamkeit angezogen: âMeine innige Verbindung zur Natur flieÃt unmittelbar in die Werke hinein, an denen ich arbeite.â
Durch die Neuanordnung lÃĪsst sie die fein gebogenen Ãste und filigranen BlÃĪtter in einen neuen Kontext gleiten und dadurch eine ungewÃķhnliche SchÃķnheit entstehen. Treescape simuliert das NatÞrliche und lÃĪsst das KÞnstliche dabei auf sich selbst verweisen. Der vorgeblendete, eigens angefertigte Holzrahmen greift die geometrischen Strukturen auf und verleiht dem Kunstwerk einen faszinierenden, objekthaften Charakter.VITA
Christiane Zschommler ist in Ostberlin aufgewachsen und hat in den Neunziger Jahren an der University of Westminster Fotografie studiert. Die KÞnstlerin wurde im Jahr 2015 zum Surrey Artist of the Year gekÞrt und hat bereits zwei BildbÃĪnde verÃķffentlicht: Made in Germany (2009) und Hiraeth (2016).INTERVIEW
Picasso sagte einst, âDu machst keine Kunst, du findest sieâ. Wo findest du deine Kunst?
Ich lebe in einem kleinen Dorf bei London und bin von KanaĖlen und Natur umgeben. Auf meinen SpaziergaĖngen mit meiner Kamera durch die Gegend, in der ich lebe, werde ich von den Jahreszeiten inspiriert. Ich fotografiere meine Umgebung und ihre VeraĖnderungen, wie sie sich im Wasser spiegeln.
Von der Idee bis zur Verwirklichung: Wie gehst du an deine Arbeiten heran?
Die Arbeiten fuĖr Lumas sind wie Puzzleteile. Ich fotografiere zu einer bestimmten Jahreszeit, aber am selben Tag, um die gleichen Lichtbedingungen zu haben.
Zum Beispiel fotografiere ich BaĖume in den GaĖrten in der Nachbarschaft, in Abschnitten, mit einer digitalen Kamera. Dann erstelle ich KontaktboĖgen, drucke sie aus, schneide sie aus und baue am Tisch Grids, weit weg vom Computer. Dabei achte ich darauf, dass die entstehende Landschaft visuell funktioniert. Von den Papier-Grids geht es dann zuruĖck zum Computer, wo ich die Baumlandschaften in InDesign fertigstelle.
Dein Lieblingsbuch?
Im Moment lese ich viel Autofiction und war sehr beeindruckt von den BuĖchern von Jenny Erpenbeck und Tove Ditlevsen.
Mit welchem KuĖnstler wuĖrdest du gerne Kaffee trinken und woruĖber wuĖrdet ihr sprechen?
Ich bin sehr beeindruckt von der englischen KuĖnstlerin Cornelia Parker und ihren Installationen, die viel mit Licht und Schatten spielen, sowie mit der Wahl der Materialien und der VeraĖnderung alltaĖglicher GegenstaĖnde. Ihre Arbeiten beschaĖftigen sich auch mit privaten und oĖffentlichen Meinungen und Werten der Gegenwart.
Wie kamst du zur Kunst?
Als ich 14 Jahre alt war, habe ich die Exa meines GroÃvaters bekommen und angefangen zu fotografieren. SpaĖter habe ich waĖhrend meiner Reisen nach Polen und RumaĖnien das StraÃenleben fotografiert, das uns nicht gezeigt wurde, dann aber mit einer Praktika, die einfacher zu handhaben war. Freunde hatten eine Dunkelkammer, wo ich die Filme entwickelt und AbzuĖge hergestellt habe. Etwas spaĖter hat sich mein Vater um den Nachlass meines GroÃvaters, des Malers Gustav Alfred MuĖller (1895-1978), gekuĖmmert und mir eine Dunkelkammer eingerichtet, um die Werke zu fotografieren und dann als Schwarz-WeiÃ-Fotos zu archivieren. Bis zum Fall der Mauer war meine improvisierte Schwarz-WeiÃ-Dunkelkammer ein Zufluchtsort, ein magischer Ort, eine zeitlose Welt. Die Sprache meiner Fotografie war koĖrnige Schwarz-WeiÃ-StraÃenfotografie, die auf meinen Reisen durch Osteuropa entstanden ist.
WaĖhrend meines Bachelorstudiums der Fotografie an der University of Westminster in London in den mittleren 90er Jahren aĖnderte sich mein fotografischer Ansatz radikal: Anstatt Bilder aufzunehmen, begann ich, sie zu erschaffen. Durch Experimentieren mit der Kombination von Bildern mithilfe von Farb- und Schwarz-WeiÃ-Negativen verwandelte ich vertraute GegenstaĖnde in Fotografien magischer TraĖume.
Seit ein paar Jahren hat sich meine Arbeitsweise erneut veraĖndert. Neben den aufgebauten Baumlandschaften beschaĖftige ich mich mehr mit konzeptioneller Kunst. DafuĖr verwende ich NotizbuĖcher, meine eigenen Fotografien, Sound und oĖffentlich verfuĖgbare Daten als Ausgangspunkte fuĖr die Reflexion uĖber meine Erfahrungen innerhalb der Gesellschaft hier in GroÃbritannien.
Welche Menschen in deiner Umgebung beeinflussen dich?
Menschen, die aktiv sind, ihre Ideen und Meinungen gut artikulieren koĖnnen und sich fuĖr das Wohl solcher Menschen interessieren, die innerhalb der Gesellschaft missachtet oder uĖbersehen werden und trotz RuĖckschlaĖgen nicht aufgeben.
Stell dir vor, du hast eine Zeitmaschine. Wohin geht die Reise?
Ich wuĖrde gerne in die USA reisen, um die aĖltesten BaĖume wie die Great Basin Bristlecone-Kiefern, die fast fuĖnf Jahrtausende alt sind, in Kalifornien und Nevada zu fotografieren.
Deine groĖÃte Leidenschaft abseits der Kunst?
Ich mache gerne lange SpaziergaĖnge in der Natur, besuche aber auch im FruĖhling StaĖdte in Europa mit beeindruckender Architektur, wie zum Beispiel Bilbao mit dem das Guggenheim Museum oder Barcelona mit den GebaĖuden von GaudiĖ, besonders die Sagrada Familia, die ich unbedingt wieder besuchen moĖchte, wenn sie fertiggestellt ist. AuÃerdem gehe ich auch sehr gerne ins Kino, ins Theater und zu klassischen Konzerten.
Woran arbeitest du zurzeit?
Ich habe kahle pollardierte Platanen in der Nachbarschaft im Winter fotografiert und konstruiere gerade Grids daraus. In meiner konzeptionellen Arbeit beschaĖftige ich mich mit historischem Material, das mit der Bildung in der DDR verbunden ist, aus einer Zeit, die ich selbst als SchuĖlerin und Lehrerin erlebt habe. Ich moĖchte Objekte aus diesen Relikten herstellen, sie durch physische Eingriffe umgestalten und dann im Studio fotografieren.