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Über Jonas AabelFrei von jeglichen spitzen und stumpfen Winkeln rotieren Jonas Aabels abstrakt-organische Farbschablonen in komplex-konzentrischen Kreisen im zweidimensionalen Bildraum. Insbesondere seine generativen Werke wirken wie futuristische…HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Frei von jeglichen spitzen und stumpfen Winkeln rotieren Jonas Aabels abstrakt-organische Farbschablonen in komplex-konzentrischen Kreisen im zweidimensionalen Bildraum. Insbesondere seine generativen Werke wirken wie futuristische Maschinen-Getriebe mit abstrakten Pleuelstangen. Der junge norwegische Industriedesigner kommt ursprünglich von der digitalen Malerei und hat bereits eine große Reihe digitaler Gemälde erstellt. Seine Bildsprache weist dabei deutliche Ähnlichkeiten zu nordischen Vorbildern wie Gunnar S. Gundersen und Odd Tandberg auf, deren abstrakte Malerei die Nachkriegsperiode in Skandinavien besonders prägte.
Im Gegensatz zu diesen Altmeistern der modernen abstrakten Malerei fertigt Aabel seine Gemälde und generativen Objekte ausschließlich per digitalem Zeichenstift und mit Hilfe versierter Zeichenprogramme an. Insbesondere bei den ausgeklügelten Transparenzen und fein austarierten Farbverläufen kommt ihm die Technik sehr zur Hilfe. So kann er die graduellen Abstufungen und vielfältigen Überdeckungstransparenzen im Bild optimal steuern und seinen Vorstellungen gemäß äußerst feinfühlig und exakt austarieren. Als abstrakte, für sich stehende Gemälde weisen seine Bilder einen überaus eigenen und sehr harmonischen, gut wiedererkennbaren Stil auf.
Von einem generativen Prozess angetrieben, wachsen sie sogar über sich hinaus. Die zuvor ausgewogene Stimmung der geometrisch runden und sich überdeckenden und überschneidenden Formen gewinnt nun umgehend einen maschinellen Esprit, der durchaus an die klassische Moderne und seine frühe Maschinenästhetik erinnert. Nur ist die Geschwindigkeit des Morphing auf ein absolut sinnliches und geradezu ruhiges Tempo gedrosselt. Nicht mehr der harte rhythmische Takt der industriellen Moderne wird gespiegelt, sondern das translozierende sanfte Drehen und Wenden organischer Formen, die sich ihrerseits unentwegt in Größe und Ausdehnung ändern. Weiches und Festes bildet somit keinen Gegensatz mehr, sondern ergänzt sich und schließt zu einem neuen Werkstoff zusammen. Es ist, als wären wir im Zeitalter der organischen Mechanik angekommen.
Stephan Reisner