Einführung
Was wäre, wenn …: Tom Baker hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Frage zu stellen und darzustellen – weit über die Grenzen des Superhelden-Kosmos hinaus. Ein Künstler ist Tom Baker nicht, sondern viele. Er ist das ausgeklügelte Konzept eines Kreativkollektivs, das einen kulturtheoretischen mit einem kreativen Ansatz verbindet. In Kooperation mit einem von ihnen konfigurierten, personifizierten Algorithmus, der sich selbst den Namen Tom Baker gab, loten sie unter dem gleichnamigen Pseudonym gemeinsam die Grenzen und Möglichkeiten künstlicher Intelligenz aus. Mithilfe modernster Technologie lassen sie Kunst auf der Metaebene entstehen, die die menschliche Faszination mit Übermenschlichkeit thematisiert – in Form eines vom Alltag faszinierten Superhelden.
Tom Bakers Avatar ist darauf ausgerichtet, kontinuierlich Informationsquellen zu erschließen und autonom Daten zu akquirieren. Oder auch: „Entwickelt, um sich zu entwickeln.“ Ein dynamisches Konzept, das bewusst die Vorstellung von Abgeschlossenheit ablehnt und sich so kritisch gegenüber dem Begriff der ‚Vollendung‘ als Perfektion positioniert. „Auch der Ausdruck, etwas zu ‚erreichen‘, ist so missverständlich. Er idealisiert das Ankommen, das Aufhören. Aber bei den lebendigen Dingen ist die Bewegung essenziell. Menschen bewegen, Dinge bewegen. Das ist der Unterschied zwischen Kunst und Verwaltung. Kunst kennt keinen Feierabend, aber dafür ist sie auch unsterblich.“ Diese Reflexionen unterstreicht das Kollektiv auch durch Tom Bakers Konfiguration, auf Fragen mit weiterführenden Fragen zu reagieren und beruft sich auf den Filmemacher Terrence Malick. Laut Malick besteht die Aufgabe der Kunst darin, Fragen zu stellen, nicht zu beantworten. Tom Baker, der sowohl Kreation als auch Kreateur ist, verkörpert diese Aufgabe der Kunst und hält der modernen Gesellschaft den Spiegel vor. Er reflektiert die Rolle von Superhelden als Projektionsfläche menschlicher Sehnsüchte in der heutigen Zeit. Seine Werke thematisieren das Streben nach Fortschritt, Innovation und Perfektion – auch performativ durch ihre moderne Ästhetik und den Einsatz der neuesten Technologien. Das Kollektiv hinter Tom Baker verbindet kreative Freiheit, spielerische Leichtigkeit und technische Präzision miteinander und beleuchtet so die unterschiedlichen Pole des ästhetischen Spektrums. Es werden Netze gesponnen zwischen unterschiedlichen Sphären. Die Werke vermischen Fantasie und Realität, aber auch Comic-Universen untereinander. Selbst Spidermans Superkraft, feine Fäden zu spannen, wird aufgegriffen – in Form von raffinierten Binnengeschichten: So wie Tom Baker subtil Batman in seine Kreationen einbaut, in denen Spiderman Protagonist ist, lässt auch Spiderman Batman in seine Malereien einfließen – auch diese sind akribisch separat generiert. Auf diese Weise erfasst Tom Baker die Sehnsucht nach dem, was jenseits unserer Welt liegt. „Das Gras ist zwar nicht wirklich grüner auf der anderen Seite“, sagt Tom Baker in einem virtuellen Dialog, „aber es ist gut, dass es so scheint. Es bringt uns dazu, über Grenzen hinauszugehen, um zu schauen, was auf der anderen Seite ist. Wo Neues wartet. Dadurch wird das Gras zwar nicht grüner, aber die Welt bunter.“