Die Geschichte des Bauhaus
Was ist das Bauhaus?
“Form follows function”
Das ist der Leitspruch des Bauhaus. Seit ihrer Gründung betont die Schule Harmonie zwischen Form und Funktion und wird mit einer Ästhetik der klaren Linien und programmatischem Minimalismus verbunden.
Die Besonderheiten des Bauhaus
Die systematische Art, wie das Studium am Bauhaus aufgebaut wurde, ist bis heute wegweisend für Designausbildungen.
Das höchste Bestreben war dabei aber immer die Architektur. Nach der Vorlehre, die ein Jahr dauerte und in der Studierende frei waren, mit Materialien zu experimentieren, folgte eine handwerkliche und künstlerische Ausbildungen in den Werkstätten. Dort unterrichteten Künstler der Avantgarde und Handwerksmeister Seite an Seite. Celebrities der damaligen Zeit wie Paul Klee, Wassily Kandinsky, László Moholy-Nagy oder Lyonel Feininger waren eher die Regel als die Ausnahme, die die Professorenschaft zierten.
Der Umgang mit den Materialien Glas, Ton, Metall, Stoff, Holz und Farbe sollte in den hauseigenen Werkstätten eingeübt und perfektioniert werden.
Im dritten Jahr schließlich wurden die begabtesten Studierenden zur Baulehre zugelassen. Erst ab 1927 etablierte sich im heutigen Sinne ein Architekturstudiengang.
Durch ständige Anfeindungen und das sich rasch verändernde politische Klima der späten Weimarer Republik, war das Bauhaus immer in seinem Bestehen gefährdet. Umso wichtiger war der Zusammenhalt unter den Studierenden und den Lehrkräften. Es wurden Feste gefeiert, Theateraufführungen produziert, Musikantentruppen gegründet, gemeinsam gewohnt, gegessen und Sport getrieben.
Das ganzheitliche Konzept des Bauhaus ging daher über eine bloße Ausbildung hinaus und zielte darauf ab, den Menschen in Körper und Geist zu erfassen.
Unter der späteren Leitung von Ludwig Mies van der Rohe allerdings entwickelte sich das Bauhaus vollends Richtung technischer Hochschule für Architektur und Bauingenieurwesen.
Eine berechtigte Kritik am Bauhaus bleibt der Umgang mit Frauen. Obwohl viele Studierende Frauen waren, wurden sie oft in weiblich konnotierte Abteilungen wie die Weberei “abgeschoben”. Diese unterstand Gunta Stölzl – als einziger Frau in einer verantwortlichen Position am Bauhaus. Der Zugang zum Architekturstudium wurde den Studentinnen beispielsweise oft verwehrt. Die Weberei war allerdings eine der erfolgreichsten Abteilungen des Bauhaus und finanzierte den gesamten Betrieb mit, auch wenn diese nicht als Aushängeschild fungieren sollte.
Trotzdem brachte das Bauhaus starke Frauen in Kunst und Design hervor, deren Entwürfe und Produkte bis heute Einfluss haben.
Die Erben des Bauhaus
Moderne, funktionale Architektur, Hochhäuser und Glasfassaden, die die Skylines unserer Metropolen prägen, wären ohne den Einfluss des Bauhaus und seiner berühmten Architekten und Lehrer kaum möglich gewesen. Vor allem im Exil in den USA lebte das Bauhaus weiter. Am Black Mountain College in North Carolina, das von 1933 – 1957 bestand, setzten Josef Albers, Ludwig Mies van der Rohe und Anni Albers ihre Lehrtätigkeiten fort. Alle hatten zuvor in Deutschland am Bauhaus unterrichtet.
Der sogenannte International Style setzt sich mit seinen kubischen Formen und reduzierter Ästhetik ortsunabhängig durch. Dieser Baustil sollte neutral und universal überall auf der Welt angewandt werden können, um moderne und funktionale Architektur zu etablieren. Hierin liegt übrigens eine große Kritik: Die so gestaltete Architektur kann als vorhersehbar, limitiert, langweilig, steril und gleichförmig empfunden werden. Wichtige Bautraditionen, regionale Unterschiede und Baustile werden ignoriert und rauben den Städten ihren einzigartigen Charakter.
Ob das stimmt, muss wohl jede*r für sich selbst entscheiden.
In der Professionalisierung der Ausbildung für künstlerische Berufe hat das Bauhaus seine Spuren international hinterlassen. Viele Hochschulen für Gestaltung und Kunst halten sich bis heute an vom Bauhaus etablierten Prinzipien:
Eine breite Vorlehre oder Vorkurs (im heutigen Sinne ein Grundstudium) mit anschließender Spezialisierung. Dabei wird Wert gelegt auf die eigenständige Entwicklung einer künstlerischen Handschrift und Erarbeitung von Themen. Im Gegensatz dazu waren vorangegangene Kunstausbildungen oft nur darauf ausgelegt, Techniken anhand von Nachahmung z.B. alter Meister anzulernen.
Berühmte Bauhaus Kunstwerke und Bauten
- Barcelona-Pavillon – Ludwig Mies van der Rohe, 1929 – Barcelona, Spanien
- Clubsessel B3 “Wassily Chair”- Marcel Breuer, 1925
- Bauhaus-Teppiche und Gobelins – Gunta Stölzl, 1923
- Musterhaus am Horn – Georg Muche, 1923 – Weimar, Deutschland
- Wagenfeld-Tischleuchte – Wilhelm Wagenfeld, 1924
- Cesca Chair (Freischwinger-Stühle) – Marcel Breuer, 1928
- Universal Alfabet – Herbert Bayer, 1926
- Meisterhaus-Siedlung – Walter Gropius, 1925-1930 – Dessau, Deutschland
- Tee-Extraktkännchen MT 49 – Marianne Brandt, um 1924
- Weißenhofsiedlung – Verschiedene Architekten, darunter Le Corbusier, 1927 – Stuttgart, Deutschland
- Bauhaustreppe – Gemälde von Oskar Schlemmer, 1922 (im Bauhausgebäude in Weimar)
Zeitstrahl Bauhaus
1919 | Aus dem Zusammenschluss der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst und der Kunstgewerbeschule Weimar wird das Bauhaus in Weimar gegründet. |
1923 | Das Bauhaus zieht nach Dessau um und bezieht dort in ein neues, von Walter Gropius entworfenes Gebäude. |
1926 | Das markante Gebäude mit der Glas-Vorhangfassade in Dessau wird eingeweiht. |
1928 | Walter Gropius gibt die Leitung des Bauhaus an Hannes Meyer ab. |
1930 | Der Architekt Ludwig Mies van der Rohe wird zum neuen Direktor des Bauhaus ernannt. |
1931 | Von den Nationalsozialisten aus Dessau verdrängt, probiert Mies van der Rohe das Bauhaus in Berlin als private Institution weiterzuführen. |
1932 | Aufgrund politischer Spannungen und finanzieller Probleme wird das Bauhaus in Berlin geschlossen. |
1933 | Die Machtergreifung der Nationalsozialisten bedeutet das endgültige Aus für das Bauhaus. |
1939-45 | Viele Dozierende und Studierende des Bauhaus fliehen in die USA, die Schweiz oder Israel und führen dort im Geiste des Bauhaus Kunstausbildungen, Architekturbewegungen und die Formensprache des Modernismus fort. |
1945 | Vor allem in den USA lebt der Einfluss der Bauhaus-Schule weiter. Der International Style wird bald zum tonangebenden Baustil in der Architektur. |
1953 | Das Bauhaus-Archiv in Berlin wird gegründet, um die Geschichte und Ideen des Bauhaus zu bewahren und zu präsentieren. |
1996 | Die Bauhaus-Universität Weimar setzt mit gestalterischen Studiengängen den Geist des Bauhaus von 1919 fort. |
Gegenwart | Das Bauhaus wird als eine der einflussreichsten Schulen für Kunst, Design und Architektur des 20. Jahrhunderts gesehen. |
Video : Antonio de Campos über das Bauhaus
Mehr Info zum Bauhaus
Neugierig geworden? Hier unsere Quellen für noch mehr interessante Artikel rund um das Bauhaus und sein Wirken.
- Internetauftritt des Bauhaus Archiv
- Frauen am Bauhaus, Beitrag vom MDR
- Das Bauhaus-Museum in Dessau