Surrealismus, Kunst des Unterbewussten

Der Surrealismus war mehr als eine bloße Kunstrichtung und vereinte viele unterschiedliche Stile, denen aber eine gemeinsame Philosophie zugrunde lag. Der Traum, das Unterbewusste und der Eros waren die Leitlinien. Erfahre mehr über die Ursprünge und die Merkmale des Surrealismus!


Inhalt – Surrealismus


Entstehung und Merkmale des Surrealismus

Der Surrealismus als eigenständige Kunstrichtung entwickelte sich kurz nach dem Expressionismus und parallel zur Dada-Bewegung Anfang des 20.Jahrhunderts. Der Begriff Surrealismus wird zum ersten Mal von Guillaume Apollinaire um 1917 verwendet und später von André Breton als Name der surrealistischen Bewegung geprägt. Surreal bedeutet soviel wie “über der Realität”. Hauptthemen und Motive der surrealistischen Bilder und Arbeiten sind oft:

  • das Traumhafte, Unbewusste, Unwirkliche und die Psyche

  • KünstlerInnen entscheiden sich in der Malerei dafür, figürlich zu arbeiten.

  • Der Duktus in Gemälden ist häufig feinmalerisch und realistisch

  • Das Medium Fotografie bildet dabei ebenfalls die Wirklichkeit ab

  • Das Besondere entsteht in der Kombination mit dem Irrealen, der Traumwelt oder dem Unheimlichen, das sich in Bilder und Collagen ausdrückt.

Maßgeblich für dieses Interesse an der menschlichen Psyche ist das Aufkommen der Psychoanalayse nach Sigmund Freud und Carl Jung und der therapeutischen Arbeit am Unterbewusstsein. Der Surrealismus soll mehr als eine Kunstrichtung sein. Es soll versucht werden, eine neue geistige Haltung und eine Veränderung der Gesellschaft herbeizurufen.

Bekannte Künstler und Surrealismus Bilder

In der Zeit zwischen den Weltkriegen, also in den 1920er und 30er Jahren, bildete sich in der Kunst das Bedürfnis heraus, mit der Bourgeoisie und den althergebrachten Seh- und Lebensgewohnheiten zu brechen. Bereits Expressionismus Bilder stellten einen radikalen Bruch mit der bis dato vorherrschenden Kunst dar. Die Malerei wurde zusehends abstrakt oder surrealistisch, die sichtbare Wirklichkeit verlor an Bedeutung. Die zahlreichen fotografischen Arbeiten, Gemälde, Theaterstücke und die Literatur des Surrealismus waren hierbei eine Weiterentwicklung der Kunst-Avantgarde. Die menschliche Psyche, der Traum und der Eros spielte die wichtigste Rolle in ihren Arbeiten dieser Künstler und Künstlerinnen:

  • Salvador Dalí

  • René Magritte

  • Meret Oppenheim

  • Claude Cahun

  • Dora Maar

Auch Frida Kahlo Bilder zeugen von einer feinsinnigen Kenntnis der menschlichen Psyche, angereichert mit einem rätselhaften Symbolismus. Die Kunstwerke des spanischen Surrealisten Joan Miró zählen zu den teuersten Kunstwerken überhaupt und erbringen Rekordpreise auf Auktionen. Eine geistige Freiheit und neues Menschenbild zeichnen sich ab in Schlüsselwerken wie “Le Fils De L’Homme” (1964) von René Magritte, “Die Beständigkeit der Erinnerung” (1931) von Salvador Dalí, “Karneval des Harlekins” (1924/25) von Joan Miró oder den Schwarz-Weiß-Bildern und Fotografien von Man Ray.

Surreale Kunstwerke im Laufe der Zeit

Bis heute widmen sich Künstler und Künstlerinnen dem Surrealismus. Zwar gibt es nicht mehr die bekannten Surrealistengruppen, die den Zeitgeist und den Kunstmarkt dominieren würden. Doch surreale Elemente in Malerei, Fotografie oder Bildhauerei sind bis heute beliebt und ungebrochen ausdrucksstark. Bekannte moderne Künstler*innen wie Louise Bourgeois oder Alberto Giacometti schufen ihre bekanntesten Skulpturen nach dem Höhepunkt des Surrealismus in Europa. Trotzdem bedienten sie sich der Formensprache und der Themenwelt des Unterbewusstseins, die so typisch surrealistisch sind. Im neuen Gewand kommt der Surrealismus gar als “Magischer” oder “Phantastischer Realismus” daher und beschränkt sich nicht nur auf die bildende Kunst. Im Film, in der Literatur und der Musik ist der Einfluss des Surrealismus nach wie vor quicklebendig. Die Filme von David Lynch, die Romane von Haruki Murakami oder die Musikvideos von Björk zeugen davon.

Zeitstrahl Surrealismus

vor und nach 1918 Giorgio de Chiricos metaphysische Malerei ( I piaceri del poeta , 1911) gilt als Vorläufer des Surrealismus. Der Surrealismus entspringt aus dem Dada. Die Bewegung konzentriert sich zunächst auf Frankreich und Paris.
1922 Bruch mit dem Dada. André Breton ruft den Congrès de Paris ein.
1924 Die Bezeichnung Surrealismus (vormals Supranaturalismus) wird eingeführt. Verfassung des Surrealistischen Manifests.
13-26.11.1925 La Peinture Surrealiste , erste gemeinsame Gruppenausstellung in Paris. Teilnehmer: Hans Arp, Paul Klee, Man Ray, Max Ernst, Pablo Picasso, Joan Miró, Giorgio de Chirico, André Masson und Pierre Roy.
bis 1930 Bis zum Einsetzen des Faschismus in Europa bilden sich vielfältige Techniken und Manifestationen des Surrealismus heraus.
ab ca. 1930 bis 1945 Der Faschismus und der Zweite Weltkrieg in Europa zwingen viele KünstlerInnen zu emigrieren. Breton ruft zum Widerstand und politischem Engagement auf. Die Surrealisten spalten sich bald in Widerständler und politisch weniger involvierte Gruppen.
nach 1945 In den USA entwickelt sich in New York eine lebendige Surrealisten-Szene. Yves Tanguy, Man Ray, Salvador Dalí, André Breton, Max Ernst und Marcel Duchamp emigrieren dorthin. Der Surrealismus beeinflusst maßgeblich die Pop Art und den Abstrakten Expressionismus.
ab 1970 Der Surrealismus als definierte Strömung wirkt bis in die 1970er Jahre hinein. Doch auch bis heute kann man die Einflüsse und Ideen des Surrealismus z.B. in der Konzeptkunst sehen oder bei Filmemachern wie David Lynch.