Was durch Motiv und Farbtönung fast wie ein Gemälde von René Magritte erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als leicht manipulierte Fotografie. Der in China ansässige Fotograf Jonas Daley lässt sich beim Fotografieren gern von einer Infrarotlinse inspirieren und verschiebt nachträglich die Farbtöne seiner Bilder. So färbt er den der natürlichen Farbton des heißen Wüstensandes ins Rosafarbene. Der Himmel dagegen darf seine vornehme blaue Blässe behalten.
Die Inspiration durch den Infraroteffekt ist wirkungsvoll und hebt die Wüstenlandschaft umgehend in ein Himmelreich des Träumens und der Fantasie. Obwohl alle Details der Landschaft fotografisch exakt und detailgenau erfasst sind, reduziert sich die Komposition auf wenige wesentliche Elemente: Sanddünen, Sträucher, Wolken, Himmel und Mond. Eben durch diese bewusste Reduktion sowie wegen der außergewöhnlichen Lichtführung und Handhabung der Farbe in der Postproduktion wirken die Fotografien wie mit Pinsel und impressionistischer Farbpalette auf Leinwand gebracht. Es sind und bleiben natürlich Fotografien.
Für den Künstler Daley ist Rosa zarte Süße, Zärtlichkeit und Unschuld. Rosa steht für ihn für Romantik, Eleganz und Noblesse. Er schreibt ihr eine Sehnsucht zu, die süchtig macht. Als begeisterter Sportler sucht der Künstler immer wieder extreme Erfahrungen in der Natur und in Grenzregionen des Unzugänglichen, die Kamera ist dabei stets im Gepäck. Seine Wüstenbilder muten fantastisch an, sind aber durchaus meditative Studien einer überaus abwechslungsreichen und kompositorisch erfassten Sandlandschaft. Beinahe könnte man sie für Aufnahmen eines fernen, namenlosen Planeten eines unbekannten Paralleluniversums halten.
Stephan Reisner